Begriffsdefinition
- Upskilling steht für Weiterbildung und verbessert oder erweitert Fähigkeiten; z.B. um eine gewohnte Tätigkeit mit neuen Werkzeugen effektiver auszuführen oder um im Kundenkontakt mit neuen Kommunikationsmethoden erfolgreicher zu sein. Für Unternehmen lohnt sich Upskilling, weil ihre Belegschaft auf dem neuesten Wissensstand ist und sich effizientere Arbeitsprozesse finanziell positiv auswirken.
- Reskilling steht für Neuqualifizierung oder Umschulung, um neue Tätigkeitsfelder zu erlernen. Denn Jobs, die lange als fix angesehen wurden, können sich aufgrund von Automatisierung, neuen Technologien oder Outsourcing verändern; manche fallen sogar ganz weg. Für Unternehmen lohnt sich Reskilling, denn eine Belegschaft mit vielfältigen Kompetenzen ist flexibler, anpassungsfähiger und das ist ein Plus im Wettbewerb.
KI treibt Veränderungen am Jobmarkt
Künstliche Intelligenz ist ein starker Treiber für Upskilling, weil KI-Kenntnisse (AI-Literacy) gefragt sind, um effizienter arbeiten zu können, dazu zählt etwa das Schreiben von Prompts. Ebenso ist KI ein Treiber für Reskilling, weil gewisse Aufgaben weniger gebraucht oder wegfallen werden, etwa Übersetzungen oder Grafik-Tätigkeiten. Umgekehrt sind viele Jobs entstanden, die es vor einigen Jahren noch nicht gab. Das zeigt die KI-Studie von PWC und Microsoft:
- 6% der Befragten erwarten sich eine Entlastung durch KI bei repetitiven Aufgaben
- bereits 28 % nutzen KI im Berufs- oder Ausbildungsalltag – deutlich mehr als vor zwei Jahren (2023: 18 %)
- 45 % wünschen sich einen verstärkten Einsatz von KI im Arbeitsleben
- aber nur 32 % der Befragten glauben, gut für eine KI-geprägte Arbeitswelt gerüstet zu sein.
Ähnlich formuliert es auch Jessica A. Kent auf einem Blog der Harvard University: Da neue Technologien immer häufiger in Unternehmen integriert werden und unsere Arbeitsweise verändern, ist es für Fachkräfte immer wichtiger, sich anzupassen und kontinuierlich zu lernen und weiterzuentwickeln.
Wie KI neue Möglichkeiten in der Personalentwicklung eröffnet
Künstliche Intelligenz verändert zweifellos den Arbeitsmarkt und lebenslanges Lernen wird wichtiger denn je. Die Personalabteilung ist daher noch mehr gefordert, jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter individuell zu unterstützen: Ausgehend von deren bestehenden Skills und mit dem Ziel, benötigte neue Fähigkeiten aufzubauen, soll die persönliche Karriere bestmöglich gefördert werden. Die Investition lohnt sich, weil damit die Beschäftigten stärker an das Unternehmen gebunden werden. Jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter persönlich zu begleiten, bedeutet natürlich einen großen Aufwand für HR, doch hier kommt wieder Künstliche Intelligenz ins Spiel: Wer für die Personalentwicklung KI nutzt mit Vorteilen wie Effizienzsteigerung, höherem Automatisierungsgrad und stärkerer Personalisierung, kann die Anforderungen im Bereich Re- und Upskilling besser erfüllen.
In diesen 4 Bereichen hilft Künstliche Intelligenz bei Reskilling und Upskilling
1 – Kompetenzen und fehlende Skills identifizieren: Fünf Angestellte streben eine Führungsposition an, welche Fähigkeiten haben sie und welche brauchen sie noch? Die Position Social Media Marketing wurde neu geschaffen, wer in der Firma hat die passenden Skills dafür? Eine Vielzahl solcher Fragen landet tagtäglich bei HR und je mehr Anforderungen und Lernende im Unternehmen sind, desto komplexer wird die Personalentwicklung.
-> So kann KI unterstützen: Qualifikationen abgleichen und Lücken identifizieren. Skill-Matching zwischen vorhandenen und gesuchten Fähigkeiten. Basierend auf Unternehmenszielen oder Marktanforderungen individuelle Weiterbildungsmaßnahmen empfehlen. Proaktive und langfristige Schulungsplanung unternehmensweit vorschlagen.
2 – Personalisiertes Lernen und Lernmaterialien: Wir alle haben ein unterschiedliches Lerntempo und bevorzugen bestimmte Lernstile: Manche sehen gerne Videos, andere lesen lieber Texte, die nächsten hören am besten zu oder lieben Übungsbeispiele die sie praktisch ausführen können.
-> So kann KI unterstützen: Lerninhalte entsprechend den Vorlieben auswählen, entwickeln, anpassen, ergänzen; ein Thema kann in kurzer Zeit als Text, Video, Audio oder interaktiv aufbereitet werden. Erstellen von Micro-Learnings, sodass auch kurze Zeitfenster zum Lernen genutzt werden können. Analysieren, welche Lerninhalte am besten funktionieren, sodass diese ausgebaut werden können. Regelmäßiger Check und bei Bedarf aktualisieren von Lerninhalten.
3 – Persönlicher Lern-Buddy: Aufmerksames und regelmäßiges Lernen ist notwendig, um neue Skills zu erwerben. Am besten gelingt dies mit der richtigen Motivation.
-> So kann KI unterstützen: Unmittelbar Feedback geben und zwar rund um die Uhr, wann immer eine Lerneinheit gestartet wird. Verbesserungsvorschläge und Dialoge mit den Lernenden als virtueller Sparringpartner. Belohnungen für erfolgreich absolvierte Lerneinheiten. Anhand der Erfolge die individuell geeigneten nächsten Lernschritte vorschlagen.
4 – Erfolge messen und ggf. Lernprogramme verbessern: All diese individuellen Lernmaßnahmen rechnen sich nur, wenn sie die gewünschten Weiterbildungserfolge bringen.
-> So kann KI unterstützen: Regelmäßige und automatische Erfolgsmessung. Auswerten des Feedbacks der Lernenden (Verbesserungswünsche) sowie Auswerten der Performance im Job nach den Schulungen. Erfassen und Auswerten von Kennzahlen zu Kursabschlüssen, Prüfungsergebnissen, Schulungskosten, Mitarbeiterleistungen, etc.
GenAI beim Lernen auf dem Vormarsch
Eine Studie der University of Phoenix hat analysiert, wie HR-Teams generative KI in der Arbeitswelt, sowie bei Lernen und Personalentwicklung (L&D – Learning and Development) nutzen. GenAI bzw. generative KI sind scheinbar kreative KI-Programme, die Texte (etwa mit ChatGPT) oder Bilder (etwa mit Midjourney) erstellen. Einige interessante Ergebnisse zu L&D aus der Studie zusammengefasst:
- An erster Stelle der Investitionsprioritäten stehen GenAI-Anwendungen für Lernzwecke, gefolgt von personalisiertem Lernen, Lernanalysen sowie dem Upskilling und Reskilling von Mitarbeitenden und Lernteams.
- Der Großteil befindet sich noch in frühen Phasen der Einführung, etwa der Pilotierung; 2025 dürfte sich jedoch viel tun.
- GenAI wird genutzt, um administrative Aufgaben im Lernmanagement zu automatisieren (75 Prozent), Lernanalysen zu erstellen (73 Prozent), erste Entwürfe für Lerninhalte zu generieren (68 Prozent).
- Auch die Lernerfahrung wird durch GenAI verändert: Rollenspiele zur Übung von Soft Skills, Kompetenzmessungen sowie automatische Erinnerungen zur Kursfortsetzung sind Beispiele für konkrete Anwendungen, um personalisiertes Lernen im Arbeitsalltag zu unterstützen.
Worauf Sie achten sollten
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Personalentwicklung soll Entlastung für HR, individuelle Betreuung jeder Mitarbeiterin und jedes Mitarbeiters sowie bessere Lernergebnisse und damit mehr Wettbewerbsfähigkeit bringen. Damit dies gelingt, einige ergänzende Tipps:
- Analysieren Sie regelmäßig technologische Entwicklungen, was sich am Markt tut und was Ihr Unternehmen an Skills benötigt.
- Thematisieren Sie die Bedeutung von lebenslangem Lernen. Fördern Sie eine Lernkultur im Unternehmen, gerade Führungskräfte sollten mit gutem Beispiel vorangehen.
- Zeigen Sie die Vorteile von lebenslangem Lernen in der individuellen Karriereentwicklung.
- Wählen Sie geeignete Lernplattformen, welche die Lernanforderungen Ihres Unternehmens am besten unterstützen.
- Micro-Lernen ist hilfreich und wird gerne genutzt, oftmals als Training-on-the-job. Ermöglichen Sie aber auch geblockte Zeiten für größere oder konzentrierte Lerneinheiten, wo die Lernenden von ihrer Arbeit freigestellt sind.
- Sorgen Sie für den geeigneten Lern-Mix zwischen Online-Formaten und Präsenzunterricht.
- Nützen Sie die Vorteile von KI in der Personalentwicklung dort wo es Sie entlastet und nützen Sie die gewonnene Zeit für persönliche Gespräche, Anleitung und Motivation.