5 Tipps zur Umsetzung neuer Arbeitszeitmodelle

Angespannter Arbeitsmarkt, wirtschaftliche Herausforderungen und Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten – das neue Jahr bringt eine Menge Herausforderungen für HR. Wir bringen Ihnen Hintergrundwissen, Erfolgsfaktoren und zeigen, warum und wie Flexibilität allen Seiten nützt.

Telearbeit einst und jetzt

Der österreichische Gesetzgeber hat in Bezug auf moderne Arbeitszeitmodelle bereits weitergedacht, denn Home-Office heißt seit 1.1.2025 (wieder) Telearbeit und umfasst neben der Arbeit zu Hause auch den Wohnort eines nahen Angehörigen, das Landhaus, Co-Working Spaces, öffentliche Orte wie Cafés oder Workation am Urlaubsort.

Den Begriff Telearbeit gab es schon früher: In den 1970er Jahren startete man in den USA mit „telecommuting“, wo Arbeitende von zu Hause aus tätig und über Telefonleitungen mit den Großrechnern in der Firma verbunden waren. Die Gründe waren ähnlich wie heute: Man wollte sich die langen Anfahrten in die Firma ersparen, speziell mit dem Auto, denn die Ölkrise 1973 hatte zu hohen Spritpreisen geführt. In den 1980ern kam der Trend nach Europa und der hierzulande bestehende Begriff Heimarbeit, der eher mit prekärer Beschäftigung assoziiert war, wurde durch Telearbeit ersetzt, weil Technik eingesetzt wurde und die Gesellschaft sich langsam zu vernetzen begann; allerdings wurde dieser Trend teils von gewerkschaftlichen Protesten begleitet, genauso wie von Misstrauen, ob denn zu Hause auch produktiv gearbeitet werde.

Mit weitreichenden IT-Entwicklungen wie u.a. PC und Cloud änderte sich ab Beginn der 2000er Jahre der Blick auf Telearbeit und man nannte die Arbeit von zu Hause Home-Office. Digitalisierung wurde als Werkzeug für Globalisierung zum Trend. Und – wir erinnern uns alle daran – schlussendlich verhalf die Corona-Pandemie dem Home-Office zum endgültigen Durchbruch.

Vielfältige Arbeitszeitmodelle gewünscht

Strukturierte 9-to-5-Jobs, also Acht-Stunden-Tage mit fixen Arbeitszeiten, gelten als Auslaufmodell – natürlich nur in jenen Branchen, wo das möglich ist.  Denn kreative oder konzentrierte Tätigkeiten, genauso wie Managementaufgaben, lassen sich nicht in einen festen Raster zwängen. Statt Feierabend um Punkt 17 Uhr möchten Beschäftigte mehr Freiräume und Flexibilität, das zeigt der aktuelle XING-Arbeitsmarktreport:

  • 49% der Befragten wünschen sich die Möglichkeit, von zu Hause oder einem anderen Ort aus zu arbeiten – also Telearbeit.
  • 32% wünschen sich flexible Arbeitszeiten, etwa mittels Gleitzeit.
  • Nicht zur Arbeitszeit zählend, jedoch ebenso in der Umfrage genannt: 36% wollen, dass in der Firma mehr für das psychische Wohlergehen getan wird. 35% nennen Gesundheitsvorsorge als wichtigen Faktor. Das attraktive Gehalt steht mit 30% auf Platz 5 der Wunschliste.

Die gewünschte Flexibilität ermöglicht die bereits angesprochene Digitalisierung, weil sie das Arbeiten sowohl zeitlich als auch räumlich flexibel macht. 9-to-5 hat demnach in vielen Branchen ausgedient, vielleicht aber summen Sie unbewusst eine Melodie dazu? Kein Wunder, 9-to-5 ist auch ein erfolgreicher Song von Dolly Parton aus den 1980er Jahren, er wurde in den USA zur Hymne für faire Arbeitsbedingungen für Frauen.

Perspektiven auf Work-Life-Balance

Die Arbeitsbedingungen für Frauen sind ein bedeutsames Stichwort, wenn es um die Betrachtung von Arbeitszeitmodellen geht, die eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen können. Zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung zählen etwa 4-Tage-Woche, Jahresarbeitszeitmodelle, Sabbatical, Workation, (Alters)-Teilzeit oder Job-Sharing und davon sollen möglichst alle Beschäftigten profitieren. Doch in vielen Ländern – darunter auch Österreich – übernehmen Frauen immer noch neben der Erwerbsarbeit den Großteil der Care-Arbeit: Laut Momentum-Institut leisten Frauen durchschnittlich 3 Stunden 48 Minuten unbezahlte Arbeit pro Tag, fast um die Hälfte mehr als Männer, bei ihnen sind es 2 Stunden 14 Minuten. Das wirkt sich auf die gewählten Arbeitsmodelle aus: Mit einer Teilzeitquote der Frauen von 50,6% erreicht Österreich den zweithöchsten Wert im EU-Vergleich (EU-Durchschnitt 29,3%). Die Teilzeitquote der Männer in Österreich liegt mit 13,4% deutlich unter der Quote der Frauen (Zahlen Statistik Austria 2023). Die negativen Auswirkungen auf Gehalt und künftige Pensionen von Arbeitnehmerinnen sind hinlänglich bekannt.

Herausforderungen für HR wachsen

Angesichts des angespannten Arbeitsmarkts und der schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen stellt sich für Unternehmen, respektive deren Personalabteilung, eine zunehmend schwierige Aufgabe, vergleichbar mit einem Spagat:

  • sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren, eigene Talente fördern und den Fachkräftemangel lösen,
  • den Wunsch der Beschäftigten nach Telearbeit, flexiblen Zeitmodellen, einem gesunden Arbeitsumfeld und eben auch Work-Life-Balance erfüllen,
  • Frauen und ältere Arbeitskräfte fördern und ihre Bedürfnisse bestmöglich berücksichtigen,
  • Unternehmensziele wie u.a. Produktivität, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit unterstützen.

5 Tipps für die Umsetzung neuer Arbeitszeitmodelle

1. Flexibilität ist für beide Seiten Trumpf: Bei Flexibilität geht es nicht nur um Arbeitszeitmodelle, die sich Beschäftigte wünschen. Auch Unternehmen wünschen sich von ihren Arbeitskräften, dass sie flexibel sind, etwa schnell für erkrankte Teammitglieder einspringen oder die kurzfristige Anfrage eines Großkunden noch am selben Abend beantworten.
-> Wer beide Seiten sieht, kann ein besseres Verständnis für die Umsetzung neuer Arbeitszeitmodelle gewinnen.

2. Informationsgrundlage schaffen: Was wünschen sich die Beschäftigten wirklich? Wie zufrieden sind sie? In welchen Abteilungen oder bei welchen einzelnen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern hakt es, gibt es z.B. zunehmende Krankenstände? Was bietet die Konkurrenz bzw. was ist in der Branche üblich oder neu?
-> Umfragen im Unternehmen und Marktbeobachtung liefern die Basis für Entscheidungen

3. Offen kommunizieren: Jedes Arbeitszeitmodell bringt Vor- und Nachteile. Unternehmen sollten daher transparent erklären, warum dieses oder jenes Modell möglich ist oder auch nicht. Zur Umsetzung gehören auch klare Richtlinien, beispielsweise verpflichtende Anwesenheiten an bestimmten Tagen, damit Teams sich regelmäßig persönlich treffen. Auch der Kulturwandel sollte angesprochen werden, denn räumlich verteiltes Arbeiten erfordert mehr Vertrauen.
-> Zusammenarbeit muss neu gelernt werden und das braucht Kommunikation

4. Technologische Unterstützung: Moderne Arbeitsplätze umfassen Notebook, Tablet & co, vielmehr noch die Programme und Tools, mit denen tagtäglich gearbeitet wird: Sie sollen praktisch und einfach zu bedienen sein, (virtuelle) Teamarbeit ermöglichen und von Routineaufgaben entlasten, ggf. auch mit KI-Unterstützung.
-> Digitalisierung unterstützt flexible Arbeitszeitmodelle mit Tools für Telearbeit, Videokonferenzen, IT-Sicherheit, sowie mit benutzerfreundlichen Anwendungen.

5. Flexibel bleiben: Arbeitsmodelle ändern sich mit den Möglichkeiten der Digitalisierung, genauso ändern sich Bedürfnisse im Lauf des Berufslebens, genauso ändern sich Herausforderungen und Ziele von Unternehmen. Kurz gesagt: Nix is fix.
-> Sehen Sie die Umsetzung neuer Arbeitszeitmodelle als laufenden Prozess, probieren Sie aus und passen Sie die Modelle immer wieder an sich ändernde Bedürfnisse an.

 

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