KI-Potenzial erkannt …
Im Vorjahr erklärte nur ein Drittel der befragten österreichischen Unternehmen, dass sie durch den Einsatz von KI ihre Gewinne steigern oder Kosten senken konnten. Heuer sagt das bereits fast jedes zweite Unternehmen – ein Anstieg um 13 Prozentpunkte (von 34 auf 47 Prozent), hat das European AI Barometer 2025 des Beraters EY ermittelt. Damit liegt unser Land unter dem europäischen Schnitt von 56 Prozent, jedoch mit steigender Tendenz. In Österreich denken 49 Prozent der Befragten, dass Künstliche Intelligenz Zeitsparen ermöglicht, gefolgt von geringeren Kosten und Fehlerreduktion (je 42%). Allerdings äußern 33 Prozent Sorgen in Bezug auf Datenschutz, ethische Probleme (28%) und Verdrängung von Arbeitsplätzen (25%).
Um zu zeigen, was bereits möglich ist, hat der VÖSI (Verband der Software Industrie Österreich) kürzlich die erste KI-Landkarte präsentiert. Die Referenzsammlung umfasst zum Großteil Projekte, die bereits in Echtbetrieb sind und soll zum Erfahrungsaustausch und zur Inspiration beitragen.
… aber wer hat den strategischen Plan?
Wie viele Unternehmen nutzen überhaupt KI und können damit Gewinne steigern oder Kosten sparen? Laut Statistik Austria waren es 20 Prozent im Jahr 2024, im Vergleich zum Vorjahr mit 11 Prozent ist das fast eine Verdoppelung. Beratungshäuser wie EY empfehlen Unternehmen daher, sich mit den Möglichkeiten einer KI-Nutzung zu befassen, um nicht langfristig zurückzufallen: „Wir stehen erst am Anfang dieser technologischen Revolution. Es ist noch nicht zu spät, sich strategisch mit KI auseinanderzusetzen.“
„Strategisch“ ist dabei das entscheidende Stichwort, denn ein KI-Projekt kann und sollte nicht einfach nebenher gestartet werden, indem alle, die wollen, ab heute ChatGPT nutzen. Leider ist das immer wieder der Fall und so wird, ergänzend zur bereits bekannten Schatten-IT, nun von „Schatten-KI“ gesprochen. Das kann zu vielfältigen Problemen führen, die wir uns näher ansehen wollen.
Problem der fehlenden Strategie
Wie sieht es mit der KI-Strategie in Österreichs Unternehmen aus? „Die Begeisterung für die Technologie steht im krassen Gegensatz zur strategischen Verankerung, um die erkannten Chancen für die Automatisierung von Prozessen und die Steigerung der Produktivität zu nutzen“, urteilt die KI-Strategie-Umfrage des Dienstleisters Tietoevry. In Zahlen heißt das:
- 41 % der österreichischen Führungskräfte sehen eine fehlende klare KI-Strategie als eine der zentralen Hürden,
- 40 % empfinden fehlende fachliche Expertise im eigenen Unternehmen als wesentliches Risiko im Zusammenhang mit KI-Technologien.
Problem der diffusen Verantwortung
Eine KI-Strategie kann dann entstehen und umgesetzt werden, wenn es dafür eine verantwortliche Person gibt, die auch entsprechendes Pouvoir hat. Die Umfrage ortet zwar eine beginnende Professionalisierung: So ist der Anteil der Unternehmen mit dedizierten KI-Verantwortlichen in Österreich binnen zwei Jahren von 15 % (2023) auf 23 % (2025) gestiegen. Bei 3 von 4 Unternehmen bleibt allerdings die Verantwortung nur diffus:
- 31 % der heimischen Firmen haben noch keine spezifische Zuständigkeit für KI definiert
- in 45 % der Unternehmen betreut die IT-Abteilung das Thema lediglich mit.
Problem vertrauenswürdiger Daten und Tools
Saubere, konsistente Daten ohne Bias sind unumgängliche Grundlage, damit ein KI-System korrekte Antworten liefern kann. Ansonsten drohen Gefahren wie Halluzinationen, falsche Entscheidungen sowie Benachteiligungen bestimmter Gruppen.
Besondere Vorsicht ist ebenso bei der Auswahl der KI-Werkzeuge nötig, egal ob damit „einfach nur“ Texte erstellt werden oder ob Unternehmensdaten für das Training verwendet werden. Denn sensible Firmendaten dürfen nicht in öffentlichen KI-Tools landen; HR, Finanz, Marketing, R&D, Vertrieb – sie alle arbeiten mit Daten, die das Asset Ihres Unternehmens sind und/oder der DSGVO unterliegen und daher geschützt sein müssen. Das Problem der Daten hat daher in der Umfrage einen prominenten Platz, wenn es um Herausforderungen und Risiken geht:
- 54% in Österreich nennen rechtliche Aspekte,
- 46% Daten- bzw. Cybersicherheit,
- 31% Datenverfügbarkeit -qualität und -aufbereitung.
Fragen, die HR stellen sollte
Die Personalabteilung ist die Hüterin der Lohn- und Personaldaten und daher speziell gefordert, auf Datenschutz zu achten; sowohl bei der Datenaufbereitung, als auch bei der Auswahl von KI-Tools. Öffentliche Chatbots sind daher ein No-Go. Stattdessen sollten Sie auf eine KI-Lösung setzen, die in Ihre Personal-Software integriert ist. Stellen Sie Ihrem Software-Anbieter dazu folgende Fragen:
- Womit wurde das KI-System trainiert? Wie ist das mit Kundendaten?
- Sind die Informationen stets auf dem neuesten Stand? Und wurden die Trainingsdaten von „Altlasten“ gesäubert? Sonst besteht Bias-Gefahr.
- Gibt es ein Experten-Team, das für Training und Weiterentwicklung verantwortlich ist?
KI-Anwendungsbeispiel für HR
Wenn Sie Sage DPW nutzen, so steht Ihnen mit Sage Copilot künftig eine KI-Unterstützung zur Verfügung, die HR-Prozesse effizienter macht und wo Sie direkt in DPW schnell und einfach Antworten auf Ihre Fragen bekommen. Dabei wird nur auf geprüfte Inhalte aus DPW-Quellen zugegriffen, die vom Sage-Expertenteam gecheckt und freigegeben worden sind. Die Daten werden kontinuierlich aktualisiert und erweitert. Sage Copilot arbeitet transparent und wird weder mit personenbezogenen Daten, noch mit Kundendaten trainiert.
Tipps für eine KI-Strategie
- Benennen Sie eine oder einen KI-Verantwortlichen. Diese Funktion sollte eine C-Level Position sein, um das nötige Pouvoir für Entscheidungen und Umsetzung zu haben, sowie auch die erforderliche Zeit. KI-Strategie ist weder ein Nebenjob, noch etwas für Juniors.
- Bauen Sie KI-Know-how im Unternehmen auf, durch Anstellen von Fachkräften und/oder gezielte Schulung Ihrer Beschäftigten.
- Machen Sie eine Bestandsaufnahme zu Bereichen wie: Datenquellen und Zustand der Daten, IT-Infrastruktur, bereits vorhandene KI-(Schatten-)Projekte oder -Tools.
- Definieren Sie Ihre KI-Strategie und eine Roadmap. Das umfasst Ziele und Anwendungsfälle, angelehnt an die Unternehmensstrategie, wo Sie KI in Ihre Geschäftsprozesse integrieren wollen; zum Beispiel Kosten sparen in der Verwaltung, Qualität steigern im Kundenservice oder neue Geschäftsfelder erschließen. Legen Sie dazu fest, mit welchen Kennzahlen Sie Erfolge messen.
- Daraus starten dann die ersten Pilotprojekte; empfehlenswert sind solche, wo von der KI standardisierte Routinetätigkeiten übernommen werden können.
- Legen Sie fest, welche Abteilungen bzw. Bereiche KI nutzen dürfen und welche nicht, zum Beispiel aus ethischen Gründen.
- Definieren Sie klare Richtlinien für eine regelkonforme KI-Nutzung und schulen Sie Ihre Beschäftigten. Legen Sie dabei auch fest, welche KI-Tools im Unternehmen genutzt werden dürfen und welche nicht.